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Zwischen Hoffnung und Abschied: Mara, Millie und eine stille Heldin

  • Autorenbild: Marijela Vujic
    Marijela Vujic
  • 16. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Okt.


Manchmal braucht man Raum, um alles zu verarbeiten. Es gibt Zeiten im Leben, in denen sich Schmerz, Sorge und Enttäuschung wie Wellen übereinanderlegen. Für mich begann diese Phase mit der Diagnose meiner Hündin Mara – ein Nebennierentumor, der sich als Cushing-Syndrom entpuppte. Und sie endete mit dem plötzlichen Verlust meiner geliebten Bengal-Katze Millie.


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Millie



Maras stille Krankheit

Mara wurde einfach nicht läufig. Für eine Zuchthündin, die alle Voraussetzungen erfüllt hatte, war das ungewöhnlich. Mehrere Tierarztbesuche, Vaginalabstriche, ein großes Blutbild – alles ohne Befund. Die Hoffnung auf den A-Wurf blieb.

Dann kam der zweite Ultraschall. Eine deutlich vergrößerte Nebenniere wurde sichtbar. Die Diagnose: Nebennierentumor mit Cushing-Syndrom. Ihr Körper produzierte zu viel Kortisol – ein Dauerstresszustand, der die Läufigkeit unterdrückte.


Mit der Zeit zeigten sich weitere Symptome: Mara wurde immer durstiger, trank ungewöhnlich viel Wasser. Ihr Fell veränderte sich – an einigen Stellen fiel es aus und wuchs nicht mehr nach. Die Haut wurde dünner, sie wirkte gestresst und alt, obwohl sie es nicht war.


Nach der Diagnose folgte eine Reihe weiterer Untersuchungen:

  • Eine Urinprobe wurde eingefroren, um vorab Hinweise auf ein bösartiges Karzinom zu prüfen (war negativ)

  • Es wurden Blutdruckmessungen durchgeführt.

  • Mehrfach über den Tag verteilte Blutentnahmen dienten der Cortisolwert-Bestimmung.

  • Ein CT wurde angefertigt und von einem Radiologen ausgewertet.


Seitdem erhält Mara täglich Tabletten, um den Cortisolwert zu senken – eine Voraussetzung für die geplante Operation. Anfangs war der Wert zu niedrig, die Dosis musste angepasst werden. Jetzt ist er stabil – und der OP-Termin steht bereits fest. In der Hoffnung, den Tumor noch entfernen zu können...



Abschied von Millie

Es war mitten in der Nacht, als wir Millie zuhause fanden – fast leblos, regungslos, kaum noch atmend. Wir haben keine Sekunde gezögert und sind sofort in die Tierklinik nach Hofheim gefahren. Die Fahrt war voller Angst, voller Hoffnung, dass noch etwas zu retten ist. Ich werde nie vergessen, wie ich auf dem Beifahrersitz saß – die Sitzheizung auf Maximum, Millie in ein Handtuch gewickelt, um ihre Körpertemperatur nicht noch weiter absinken zu lassen. Ich spürte ihre kleine Pfote auf meiner Hand und hörte ein leises, zartes Mautzen. Ein winziger Funke Leben, der sich für immer in mein Herz eingebrannt hat.

In der Klinik begann sofort die Notfallversorgung. Schon am ersten Tag wurde klar, dass Millie Bluttransfusionen brauchen würde. Niemand wusste, wie viele. Die Hilfsbereitschaft war überwältigend:

Freund:innen und Bekannte standen bereit, ihre Tiere zur Verfügung zu stellen. Drei Tage lang waren sie auf Abruf – eine Welle der Solidarität, die mich tief berührt hat.

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Vier Tage kämpften die Ärzt:innen um Millies Leben. Auch meine andere Bengal-Katze Peppie wurde zur Heldin – sie spendete Blut für Millie. Doch trotz aller Bemühungen konnte Millie nicht gerettet werden. Ihr Verlust schmerzt bis heute.


Als wir Millie verloren haben, fühlte sich die Welt für einen Moment still an. Trauer ist kein gerader Weg – sie kommt in Wellen. Ich habe gelernt, mir Zeit zu geben und die Erinnerungen nicht zu verdrängen, sondern bewusst zuzulassen. Fotos anschauen, Geschichten erzählen, einen Platz für sie bewahren – all das hilft, den Schmerz in Dankbarkeit zu verwandeln. Es ist okay, zu weinen, und genauso okay, wieder zu lächeln. Millie bleibt ein Teil meines Lebens, nicht in der Gegenwart, aber für immer in meinem Herzen.


Mein tiefster Dank gilt allen Freund:innen, Nicole, Ramona, Jürgen, meinem Bruder, und weitere, die uns in dieser schweren Zeit unterstützt haben – und der Tierklinik Hofheim, deren Team mit Herz und Hingabe alles versucht hat.



Was ich gelernt habe

  • Tiere verstecken Schmerzen oft sehr gut.

  • Frühe Diagnostik kann Leben retten.

  • Trauer braucht Raum und Zeit – auch neben Sorge.

  • Jeder Tag mit unseren Tieren ist ein Geschenk.


Dieser Artikel ist für Mara. Für Millie. Für Peppi. Und für alle, die ihre Tiere lieben – und manchmal zwischen Hoffnung und Abschied stehen.



Blutspenden und das Cushing-Syndrom – Wissen, das Leben retten kann


Was viele nicht wissen: Auch Tiere können Blut spenden. In Deutschland gibt es nur wenige Tierkliniken mit eigenen Blutbanken. Deshalb sind sie auf Spendertiere angewiesen – besonders in Notfällen.


Voraussetzungen für Blutspender:

  • Hunde: gesund, 1–8 Jahre alt, mind. 20 kg, keine Medikamente, keine frühere Transfusion, keine Reisen ins südliche Ausland, regelmäßig geimpft und entwurmt.

  • Katzen: gesund, 1–10 Jahre alt, mind. 4 kg, vorzugsweise Wohnungshaltung, keine Transfusion oder Auslandsaufenthalte, regelmäßig geimpft und entwurmt.


Die Blutentnahme erfolgt unter tierärztlicher Aufsicht. Vorher wird die Blutgruppe bestimmt und eine Kreuzprobe gemacht. Die Entnahme dauert nur wenige Minuten – bei Hunden meist ohne Narkose, bei Katzen mit Beruhigungsspritze.

Viele Tierhalter:innen wissen gar nicht, dass ihr Tier Leben retten kann. Studien zeigen: Rund 90 % würden ihr Tier spenden lassen – wenn sie darüber informiert sind.

Millie hat es nicht geschafft. Aber Peppies Blut hat ihr wertvolle Stunden geschenkt. Und mir die Gewissheit, alles versucht zu haben.



Was ist das Cushing-Syndrom?

Das Cushing-Syndrom (Hyperadrenokortizismus) ist eine hormonelle Erkrankung, bei der der Körper zu viel Kortisol produziert. Es betrifft vor allem ältere Hunde und wird oft durch einen Tumor an der Hypophyse oder den Nebennieren ausgelöst.


Typische Symptome:

  • vermehrtes Trinken und Urinieren

  • Hecheln, auch in Ruhe

  • Muskelabbau, dünne Haut

  • Haarausfall, besonders am Bauch

  • gesteigerter Appetit

  • Verhaltensänderungen


Alarmzeichen:

  • Dein Hund wirkt „alt“, obwohl er es nicht ist.

  • Er hechelt ungewöhnlich viel – auch nachts.

  • Er trinkt plötzlich deutlich mehr.

  • Sein Fell verändert sich, die Haut wird dünner.

  • Er wird unruhig, reizbar oder apathisch.

  • Wird "fresssüchtig"


Diese Symptome können auf das Cushing-Syndrom hinweisen – oder auf andere hormonelle Erkrankungen. Lieber einmal zu viel zum Tierarzt als einmal zu spät.


 
 
 

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