Zuchtzulassungsprüfung beim BVWS
- Marijela Vujic
- 15. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Mai
Was dein Hund (und du) dabei lernen könnt: Ein Erfahrungsbericht mit Anela
Warum überhaupt eine Zuchtzulassung?
Diese Frage begegnete mir immer wieder – und sie ist absolut berechtigt. Viele denken, dass eine Zuchtzulassungsprüfung nur für Züchter:innen und Zuchthunde relevant ist. Doch tatsächlich steckt viel mehr dahinter: Die Prüfung ist ein umfassender Charakter- und Gesundheitscheck für den Hund – und ein spannender Lernprozess für dich als Halter:in.
Selbst wenn man nicht züchten möchte, lohnt sich die Teilnahme:
Man bekommt eine objektive Einschätzung über das Wesen, das Sozialverhalten und die körperlichen Merkmale seines Hundes.
Man erfährt mehr über die genetische Linie und die Qualität der Ahnen.
Man stärkt die Bindung zu seinem Hund durch gezielte Vorbereitung.
Und man trägt zur Qualitätssicherung innerhalb der Rasse bei.
Für mich war klar: Wenn meine Hündin Anela all das mitbringt, möchte ich es auch zeigen – und dokumentieren.

Der 27. April 2025 – ein Tag, der mir lange in Erinnerung bleiben wird. Nicht nur, weil die Sonne vom Himmel lachte, sondern weil meine Merkur’s White Wolves Anela Athena an diesem Tag ihre Zuchtzulassungsprüfung mit Vorzüglich bestanden hat. Und das Beste: Die Prüfung fand direkt bei uns im HSV Großwallstadt 1995 e.V. statt – meinem Trainingsverein. Es war mir eine besondere Ehre, dass die BVWS-Zuchtzulassungsprüfung dieses Jahr bei uns vor Ort ausgerichtet wurde.
Fünf Hunde traten an – zwei Rüden, drei Hündinnen – und alle haben bestanden. Ein echtes Highlight, denn zu bestehen ist nicht immer so einfach! Besonders stolz bin ich natürlich auf Anela. Sie war läufig – und das mitten in der Stehhitze. Ich gebe zu, ich hatte meine Zweifel: „Oje, oje, ob das gut geht?“ Aber Anela hat mich eines Besseren belehrt. Sie war einfach großartig!
Da wir wegen ihrer Läufigkeit als Letzte dran waren, waren wir schon schon etwas platt, von der Hitze und vom langen Warten. Die Sonne brannte, die Hunde waren erschöpft – aber Anela hat das alles prima mitgemacht. Ich war (und bin!) einfach nur happy.

Der Prüfungsablauf beim BVWS
Die Zuchtzulassung beim BVWS gliedert sich in drei Hauptbereiche:
Verkehrsteil – Hier wird geprüft, wie nervenstark und alltagstauglich der Hund ist. Begegnungen mit Menschen, Hunden, Fahrradfahrer, Jogger und Nordic-Walker – alles war dabei.

Wesensbeurteilung (Richterin Nicola Bockelmann) – Ein umfassender Test, der u. a. folgende Aspekte bewertet:
Belastbarkeit & Sicherheit
Umweltverhalten & Sozialverhalten
Verhalten gegenüber Menschen
Reaktion auf akustische Reize
Kooperationsbereitschaft & Bindung zur Bezugsperson
Spieltrieb, Beutefangverhalten & Neugier
Erregungszustand & motorische Aktivität
Formwert (Richter Wilfried Knickmeyer) – Die äußere Erscheinung im Vergleich zum Rassestandard.
Anela wurde genau vermessen, mit Widerristhöhe 58cm, Länge 70cm und einer Brusttiefe von 27cm. Weiterhin ging der Richter ganze 47 Einzelpunkte durch, und bewertete von Typ, Knochen, Pigmentierung, Kopf, Fang, Augen, Rücken/Bauchlinie und einiges mehr akribisch durch.

Auch 3 Runden durften wir auf dem Platz drehen, damit der Richter das Gangbild beurteilen konnten. Am Ende erhielten wir das Prädikat: Vorzüglich, trotz kleiner Schwächen.

Anela hat sich in meinen Augen zu einer eleganten, harmonisch aufgebauten Hündin entwickelt – mit ihrer schlanken Linie (knapp 25 Kilo) und den langen Beinen erinnert sie mich eher an einen feinen, modernen Wolfstyp als an ihre typisch Schäferhund-kräftige Mutter Mara. Ihre Erscheinung mag zarter sein, doch sie überzeugte letztendlich für das "V" durch Ausdruck, Proportion und Bewegung. Es hat mich auch sehr gefreut, als der Richter sagte, meine Präsentation war sehr gut. Ich habe genau das richtige Lauftempo im Ring getroffen, sodass das Bewegungspotential vom Hund gut zu sehen war. (Merke man sich das unbedingt für die Ausstellungen).
Anela hat im Wesentest 98,7 % von 100 % erreicht – ein „Vorzüglich“ (nach alter Rechnung)! Die 1,3 % Abzug gab’s fürs Zappeln beim "Vermessen" und fürs Nicht-Stillhalten beim Fotoshooting. Damit kann ich sehr gut leben.

Dafür bin ich aber besonders stolz auf die volle Punktzahl bei der Schussfestigkeit und der Reaktion auf die verhüllte Person – die unerwartet auftauchte. Anela hat das alles souverän gemeistert. Auch beim Sozialverhalten, in der Führbarkeit in der Menschengruppe und der Motivation mit mir als Bezugsperson hat sie ihr bestes gegeben. Ohne Mühe und Anstrengung, einfach so als ob's für Sie ein ganz normaler Tag war.
Aus dem anfangs schüchternen Mäuschen mit der ein oder anderen liebenswerten Eigenart hat sie sich großartig entwickelt. Ein gesundes Selbstvertrauen hat sich nicht zuletzt durch die Arbeit als Rettungshund-Azubi aufgebaut. In diesem Bereich hat sie bereits viel erlebt und gelernt. Im privaten habe ich habe sie ebenfalls stets gefordert und gefördert – manchmal auch mit einem liebevollen „Mädel, ich weiß, du hast keine Lust, aber da musst du jetzt durch“. Ob es darum ging, vom Steg ins Wasser zu springen, über eine Leiter zu balancieren oder eine Wippe zu überqueren – ich habe sie behutsam an neue Herausforderungen herangeführt. Dabei habe ich immer auf ihr Tempo und ihr Alter Rücksicht genommen. Und jetzt sind wir hier.
Mein Fazit: Lernen, wachsen, stolz sein
Die Zuchtzulassungsprüfung war für uns beide eine weitere interessante Erfahrung. Der Tag hat mir gezeigt, wie viel Potenzial in Anela steckt – und wie stark unsere Verbindung geworden ist. Ich bin unglaublich stolz auf sie und freue mich auf alles, was noch kommt.
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